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Sommersemester 2017

Reproduktion oder Dekonstruktion von Heteronormativität im schulischen Diskursraum? (ein Gastseminar mit Bettina Kleiner)

3. Mai – 18 Uhr – Raum 123 (Altbau PH)

Gesellschaftliche Normalitätsvorstellungen von Geschlecht, Begehren und (familiären) Lebensverhältnissen werden auch auf der schulischen Vorder- und Hinterbühne verhandelt. Besonders spürbar werden solche Normalitätsvorstellungen für diejenigen, die nicht damit konform gehen (können). Im Mittelpunkt des Beitrags stehen deshalb die mithilfe von episodischen Interviews retrospektiv erhobenen Perspektiven von Jugendlichen, die nicht (nur) heterosexuell begehren und/oder sich nicht ohne weiteres in die Zweigeschlechterordnung einfügen, auf ihren schulischen Alltag. Gefragt wird auf dieser Grundlage, wie sich Lehrer_innen innerhalb und außerhalb des Unterrichts auf Geschlecht, Begehren und Sexualität beziehen, welche Positionierungen den Schüler_innen dabei nahegelegt werden, wie die Jugendlichen damit umgehen und diese ggf. in Bewegung bringen. Abschließend wird diskutiert, welche Effekte pädagogischen Handelns sich in den Interviewpassagen nachzeichnen lassen, welche Alternativen denkbar wären und wie sich pädagogische „Professionalisierung“ im Zusammenhang mit (geschlechtlicher und sexueller) Diversität denken lässt.

Den theoretischen Bezugsrahmen der Analyse bildet Judith Butlers Theorie der Subjektivation im Kontext der heterosexuellen Hegemonie und die damit verknüpften Konzepte der Anrufung, Performativität und Resignifizierung (Butler 1997; 2001). Für Butlers Verständnis der Subjektwerdung spielt die Abhängigkeit der Subjekte von anderen Menschen und sozialen Normen eine zentrale Rolle: Subjekte werden demnach in Form von Anrufungen in soziale Existenzen hineingerufen und neigen aufgrund ihres Wunsches nach Anerkennung dazu, auch verletzende Anrufungen anzunehmen. Ausgehend davon, dass dadurch nahe gelegte Subjektpositionen das Handeln von Individuen ermöglichen und begrenzen, entsteht nach Butler Handlungsfähigkeit in der Umdeutung, Verschiebung und Erweiterung solcher Positionen im Rahmen sprachlich-körperlicher Akte. Diese lassen sich nicht nur in kollektiven Praktiken und künstlerischen Performances finden, sondern auch in ganz alltäglichen Situationen.

Bettina Kleiner arbeitet an der Universität Hamburg in der Erziehungswissenschaft (Bildungs- u. Transformationsforschung) zu Differenz und soziale Ungleichheit, Heteronormativität im schulischen Kontext, Subjektivation und Bildungsprozesse, qualitative rekonstruktive Sozialforschung



Entwicklung einer inklusiven Haltung - Ein Workshop zur Selbstexploration (mit May-Anh Boger)

19. Mai – 14-18 Uhr – ZEP (Zeppelinstr. 1)

Da es bei Inklusion nicht nur um pädagogische Fragen sondern auch um ein politisches Projekt geht, ist es von besonderer Bedeutung, sich darüber klar zu werden, wo man steht. Politisch mündige Menschen vertreten dabei sehr verschiedene Positionen, woraus direkt folgt, dass es nicht die EINE richtige Haltung zu Inklusion geben kann (auch wenn einem derzeit viele Aufsätze und Studien begegnen, die dies suggerieren). Der sehr dialogische Workshop lädt daher dazu ein, sich im Austausch mit anderen über die eigenen pädagogischen, ethischen und politischen Überzeugungen klarer zu werden. Lernziel des Angebots ist ein Verständnis darüber zu erlangen, wie sich politischer Dissens und pädagogische Reflexion bei diesem Thema verschränken.

May-Anh Boger arbeitet an der Universität Bielefeld in der Erziehungswissenschaft zu den Schwerpunkten Inklusion, Diskriminierungsforschung, Politische Philosophie, Differenz und Alterität

 

Kindsein ist kein Kinderspiel

Vortrag und Workshop mit ManuEla Ritz: Sie ist Schwarze deutsche Mutter, „Erzieherin“, Dipl-Sozialpädagogin und (Theater)Autorin. Sie ist seit knapp 15 Jahren in der politischen Bildungsarbeit gegen Diskriminierung tätig. Ihre Schwerpunkte sind Adultismus, Anti-Rassismus und Empowerment für Menschen mit Rassismus-Erfahrungen sowie die Thematisierung des Machtverhältnisses zwischen Ost- und Westdeutschland.

Interaktiver Input zu Adultismus

7. Juli, 17 Uhr, ZEP (Zeppelinstr. 1, EG)

Adultismus beschreibt das Machtungleichgewicht, dass zwischen Kindern und Jugendlichen einerseits und Erwachsenen andererseits besteht. Adultismus verweist auf die Einstellung und das Verhalten Erwachsener, die aufgrund einer tradierten „Rangordnung“ davon ausgehen, dass sie allein aufgrund ihres Alters intelligenter, kompetenter, schlicht besser seien als Kinder und Jugendliche und sich daher über ihre Meinungen und Ansichten hinwegsetzen bzw. diese gar nicht erst erfragen.

Adultismus ist eine Diskriminierungsform, die durch Traditionen, Gesetze und Institutionen festgeschrieben und untermauert wird.

Ausgehend von dieser Prämisse führt der interaktive, praxisnahe Vortag in das Thema Adultismus ein, wobei nicht nur die erwachsene Referentin zu Wort kommt, sondern auch zahlreiche Stimmen junger Menschen belegen, dass ihr Zusammenleben mit sogenannten Erwachsenen nicht immer ein „Kinderspiel“ ist.

Workshop zu kritischem Erwachsensein

7. Juli, 17-20 Uhr, ZEP (Zeppelinstr. 1, EG) (s.o.)

8. Juli, 9-17 Uhr, ZEP (Zeppelinstr. 1, EG)

Was bedeutet es, im Kontext von Adultismus als sogenannter erwachsener Mensch zu einer gesellschaftlich normierten und privilegierten Personengruppe zu gehören? Welche Funktion hat das „Othering“ (das „Andern“) junger Menschen in diesem Zusammenhang? Wie können Erwachsene ihre Macht und Privilegien nutzen, um Beziehungen zu jungen Menschen aufzubauen, die für alle Wachstum und Reifung ermöglichen? Wie können bei einem Machtungleichgewicht wie zwischen jungen und erwachsenen Menschen Regeln fair und verantwortungsbewusst aufgestellt, verhandelt und gelebt werden?

Antworten auf diese und Eure Fragen bietet die kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Erwachsensein als Dominanzposition innerhalb der Gesellschaft. Auf der Basis reflexiver Selbstpositionierungen finden wir in diesem Workshop gemeinsam praktische Handlungsoptionen, welche die Macht“Spiele“ zwischen jungen und nicht mehr ganz jungen Menschen aushebeln können.

Bedingung der Teilnahme am Workshop ist die Anwesenheit am Freitag und Samstag. PH-Studierende haben bei der Anmeldung Vorrang. Bringt gern Eure konkreten Fragen mit in den Workshop.

 

Workshops zum Thema Behinderung, Sexualität und Geschlechthttp://stupa.ph-heidelberg.net/?q=node/314

 



Wintersemester 2016/2018

Wut. Rassismus in der Hauptschule.

15. November - 18 Uhr - Raum 209 - Dr. Stefan Wellgraf

Wut (und Aggressivität) in der Schule sollten nicht auf kurzfristige emotionale Ausbrüche reduziert werden, sondern in Bezug auf mit ihnen verschränkte Wertungen und moralische Standpunkte verstanden werden. Wut artikuliert sich in dieser Sichtweise zwar mitunter plötzlich in von besonderer Aggressivität gekennzeichneten Situationen, sie baut sich jedoch systematisch über einen langen Zeitraum auf der Grundlage von Exklusions- und Rassismuserfahrungen auf. Im Kontext von Haupt- und Sekundarschulen steht Wut häufig in Zusammenhang mit klassistichen Demütigungen und rassistischen Beleidigungen von Seiten der Pädagog*innen sowie mit Disziplinar- und Strafmaßnahmen gegenüber den Schüler*innen. Am Beispiel ethnografischer Feldstudien zu Hauptschüler*innen in Berlin-Neukölln und Berlin-Wedding werden wir uns mit dem Thema Rassismus und Schule beschäftigen und gemeinsam nach möglichen Umgangsweisen fragen.

Die Veranstaltung hat einen interaktiven Charakter und bietet Raum für Diskussion. Dr. Stefan Wellgraf arbeitet an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) im Bereich Vergleichende Kultur- und Sozialanthropologie. Er promovierte zum Thema "Hauptschüler. Die gesellschaftliche Produktion von Verachtung".



Pädagogik als Normalisierungsmacht: über die (Re-)Produktion gefährlicher und gefährdeter Körper

30. November - 18 Uhr - Raum 209 - Dr. Christian Grabau

Der Vortrag schlägt vor, die Geschichte moderner Pädagogik durch die Brille Michel Foucaults zu betrachten und auf diese Weise einer ihrer ‚dunklen‘, oft heruntergespielten Seiten nachzuspüren. Seit ihren Anfängen im ausgehenden 18. Jahrhundert erweist sich Pädagogik immer wieder als Normalisierungsinstanz biopolitischer Deutungsmuster und bevölkerungspolitischer Ambitionen. Es geht um die verwickelten Wege „von der Last der Erbsünde zur Bürde des Erbguts“ (Käte Meyer-Drawe), welche Pädagogik mitgestaltet, indem sie den Zögling als Beobachtungsgegenstand modelliert und zum Geständnis anhält. Kinder und Jugendliche wollen zuletzt das, was sie sollen. Lustvoll gestehen sie Verfehlungen, die Pädagog*innen und Mediziner*innen zunächst als Laster und später als Zeichen genetischer Minderwertigkeit deuten. Damit gerät eine Macht in den Fokus der Aufmerksamkeit, die nicht bloß unterdrückt, sondern unterstützt, die nicht bloß verhindert, sondern hervorbringt; die nicht laut droht, sondern leise Handlungsfelder strukturiert, Hauptverkehrswege bahnt und Nebenstrecken verkommen lässt. Der Vortrag wird den Überschneidungen von Aufklärungspädagogik und Bevölkerungspolitik ebenso nachgehen wie den Verstrickungen reformpädagogischer Ansätze – wie etwa denen Ellen Keys oder Maria Montessoris – mit eugenischen Denkmustern und biopolitischen Züchtungsvisionen. Diskutiert werden soll auch, inwiefern die vorgeschlagene Perspektive eine Relevanz für gegenwärtige Fragen hat und einen anderen Blick auf pädagogische Topoi wie zum Beispiel das ‚selbstregulierte Lernen‘ oder ‚Heterogenität‘ erlaubt. Ein Verdacht lautet dabei, dass insbesondere in der emphatischen Rede von Selbstorganisation stets eine Drohung mitschwingt, die solche Subjekte im Blick hat, welche den Anforderungen nicht gewachsen scheinen. Pädagogische Diskurse und Praktiken produzieren auf diese Weise immer auch unfähige, erschöpfte, gefährdete und gefährliche Körper und Subjekte.

Christian Grabau, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Allgemeine Pädagogik an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Seine Promotion ist unter dem Titel „Leben machen. Pädagogik und Biomacht“ im Wilhelm Fink Verlag veröffentlicht worden. In Kürze erscheint im VS-Verlag der von ihm zusammen mit Markus Rieger-Ladich herausgegebene Sammelband „Pierre Bourdieu: Pädagogische Lektüren“.



Perspektiven queerer Bildungsarbeit

20. Dezember - 18 Uhr - Raum 209 - Prof. Dr. Jutta Hartmann

Vielfältige geschlechtliche und sexuelle Lebensweisen sind gesellschaftliche Realität. Als Teil der sozialen Lebenswelt von Kindern, Jugendlichen und pädagogischen Fachkräften wirkt sie in Schule und außerschulische Bildungseinrichtungen hinein. In Fachkreisen wie auf bildungspolitischer Ebene besteht weitgehende Einigkeit darüber, diese Vielfalt in respektvoll aufklärender Weise als Bildungsinhalt aufzugreifen. In der Praxis geschieht dies an einigen Orten schon lange, an anderen wird sich vehement dagegen verwehrt. Dieser prinzipiell festzustellende Fortschritt vollzieht sich vor dem Hintergrund widersprüchlicher Entwicklungstendenzen und Begründungsfiguren.

Einem Verständnis von Geschlecht und Sexualität als identitätsstiftende wie gesellschaftsstrukturierende Kategorien folgend sowie kritische und dekonstruktive Perspektiven entwickelnd, erörtert der Vortrag diese Debatten und Entwicklungen. Gefragt wird nach dem jeweiligen theoretischen Bezugsrahmen – dem jeweiligen Verständnis von geschlechtlicher und sexueller Differenz –, der wesentlichen Einflussfaktor auf die Professionalität der pädagogischen Arbeit hat. Welche Herausforderungen gehen speziell mit queeren Perspektiven für die pädagogische Praxis einher und was zeichnet sie gegenüber anderen Zugängen aus? Anhand konkreter Beispiele und Orientierungslinien schließt der Vortrag mit dem Konzept einer kritisch-dekonstruktiven Pädagogik vielfältiger Lebensweisen.

Jutta Hartmann ist seit 2010 Professorin für ‚Allgemeine Pädagogik und Soziale Arbeit’ an der Alice Salomon Hochschule Berlin. Ihre Forschungsinteressen liegen in den Bereichen: Sozialisations- und Bildungsprozesse, Gender und Queer Studies und qualitative Forschungsmethoden insbesondere Diskursanalyse und Evaluationsforschung.



Weiss.sein und die diskriminierenden Fundamente Bürgerlicher Pädagogik

01. Februar - 18 Uhr - Raum 209 - Aretha Schwarzbach-Apithy

Einige Kindergärten, Schulen, Universitäten, Jugendzentren können von Angeboten, die sich kritisch mit Ausgrenzungen auseinanderzusetzen, erzählen; doch im Alltag dieser Institutionen wird deswegen nicht weniger ausgegrenzt. Im Gegenteil: verbale und physische Übergriffe auf Schwarze- und PoC-Schülerinnen sind angestiegen; Vorlesungsverzeichnisse, Lehrpläne, Schul- und Kinderbücher sind diskriminierend geblieben. Bis jetzt konnte Pädagogik / Erziehung / Bildung kaum Ansätze konzipieren, die so extreme Widersprüche wie Diskriminierungen in pädagogischen Räumen, rechtzeitig und als gewaltförmig erkennen. Dies ist aber eine unabdingbare Voraussetzung, um adäquat und nachhaltig darauf reagieren zu können.

Doch sind es wirklich Widersprüche? Warum dürfen Pädagog*innen Kindern und Jugendlichen Rassismus, Ignoranz und Ausgrenzung gegenüber anderen Menschen vorwerfen? Wieso erscheint die Installation antirassistischer Stukturen stets so kompliziert, während Diskriminierungen in stabiler Eigendynamik reproduziert werden?Aus kolonialrassismus- und herrschaftskritischer Perspektive stellt Aretha S. Schwarzbach-Apithy die These auf, dass ausgrenzende Kolonialstrukturen von Beginn der Entwicklung Bürgerlicher Pädagogik an, in ihr eingebettet sind. Im Vortrag wird Bürgerliche Pädagogik gesellschaftspolitisch positioniert. Dabei sollen Komplizenschaft und Grenzen Bürgerlicher Pädagogik, entkolonialisierend und diskriminierungsfrei agieren zu können, sichtbar werden.



„Und wann hattest du dein heterosexuelles Coming Out?"

Workshop zum Thema Heteronormativität, 16. Januar - 16-20 Uhr - Raum 18 (Altbau)

In diesem Workshop wollen wir mit euch über Heteronormativität ins Gespräch kommen und versuchen Fragen wie diese zu beantworten: Was bedeutet Heteronormativität? Wo und wann kann ich sie wahrnehmen? Wie kann ich sensibel mit bestimmten Situationen umgehen?

Der Workshop ist offen für alle Geschlechter und richtet sich sowohl an Einsteiger_innen als auch Expert_innen. Der Workshop findet in deutscher Lautsprache statt (mit Option auf Flüsterübersetzung in Englisch). Veranstaltet von queer_topia* (queertopia.blogsport.de). Mitzubringen: Stift, Zettel



Studienreise zur Tagung der Inklusionsforscher*innen 2017 in Linz

22.-25. Februar 2017 - http://ph-ooe.at/ifo_2017, Anmeldung bis zum 13. Januar an: mollm@ph-heidelberg.de

Gemeinsam fahren wir selbstorganisiert nach Linz. Zur Vorbereitung wird es zwei Treffen geben. Wir behalten unsere (macht-)kritische Perspektive bei und Fragen nach Anschlüssen an unser Studium, unsere wissenschaftlichen Arbeit oder pädagogische Profession. Anmeldegebühr und Reisekosten (min. 50%) werden übernommen.



Anti-Bias-Training

24. März (14-19 Uhr) und 25. März (10-17 Uhr) - ZEP (Zeppelinstr. 1, 69121 Heidelberg), Anmeldung bis 15. März an weiter_denken@ph-heidelberg.net oder mollm@ph-heidelberg.de



Der Anti-Bias-Approach ist ein Ansatz vorurteilsbewusster Bildung. Ausgangslage sind eigene Vorurteile, die uns alltäglich und in besonderer Weise in pädagogischen Settings, wie dem Unterricht, oft unerkannt begegnen.

In diesem zweitägigen Training werden wir uns in vielfältiger, erfahrungsorientierter Weise mit Mechanismen von Diskriminierung, unserer eigenen Positionierung und gesellschaftlichen Verstrickung beschäftigen und voneinander lernend vorurteilsbewusste Kommunikation und Interaktion fördern.

Geleitet wird der Workshop von einem Anti-Bias-Trainer*innencouple. Mehr Infos zum Anti-Bias-Approach hier: www.anti-bias-werkstatt.de