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Rücktritt aus der Steuerungsgruppe

on Do., 27/11/2014 - 13:01

Die vier studentischen Mitglieder der Steuerungsgruppe von Uni und PH treten aus Protest zurück

Die folgende Erklärung ging am 19. November 2014 als Mail an die Mitglieder der Steuerungsgruppe von Uni und PH. Die Aufgabe der Steuerungsgruppe war die Umsetzung der Lehramtsreform und die Beantragung von Fördermitteln des Bundes. Von den Verfassten Studierendenschaften der Uni und PH wurden jeweils 2 Vertreter*innen in die Steuerungsgruppe entsandt, die jetzt aus Protest gegen die Informationspolitik und Reform zurücktreten. 
 

Sehr geehrte Mitglieder der Steuerungsgruppe,

wir, die vier studentischen Mitglieder der Steuerungsgruppe von Uni und PH, treten heute geschlossen zurück.

Die Arbeit in der Steuerungsgruppe haben wir insgesamt als konstruktiv wahrgenommen. Die Einrichtung der Werkstätten war eine geeignete Maßnahme, um ein neues Konzept für die Lehrerbildung zu erarbeiten. 

Wir sind Teil der Steuerungsgruppe geworden, da wir geglaubt hatten, dass studentische Interessen und die Verfassten Studierendenschaften bei der Umsetzung der Lehramtsreform wahr- und ernstgenommen würden und wir auf den Antrag für die Qualitätsoffensive Lehrerbildung Einfluss nehmen könnten. Allerdings können wir nicht nachvollziehen, weshalb uns weder die Rahmenverordnung in der Fassung vom 13.10.2014 noch der Antrag für die Qualitätsoffensive Lehrerbildung zugesandt wurden. Auch wenn wir im Vorfeld an den Diskussionen in der Steuerungsgruppe beteiligt wurden - in der abschließenden Entscheidungsphase wurden wir weder informiert, noch unsere Standpunkte berücksichtigt; das gilt auch für den eigentlichen Antrag. Bis heute ist uns der Antrag nicht bekannt.

Wir halten es nach wie vor nicht für sinnvoll, "polyvalente Bachelorstudiengänge" einzuführen - besonders, weil es sich bei der sogenannten "Polyvalenz" um Augenwischerei handelt. Alle anderen Hochschulen in Baden-Württemberg, deren Bachelor-Modelle wir kennen, haben sich für einen "Lehramtsbachelor" entschieden, der einen höheren Anteil an Bildungswissenschaften und Fachdidaktik aufweist. Diese Lösung ist unserer Meinung nach die einzig sinnvolle Umsetzung dieser sinnlosen Reform. Dass nicht schriftlich festgehalten und offiziell kommuniziert werden darf, dass Studierende, die Lehrer*in werden möchten, an der Universität in den 20 ECTS-Punkten der Übergreifenden Kompetenzen Fachdidaktik und Bildungswissenschaften belegen müssen, wird dazu führen, dass sich entweder keine am Lehramt Interessierten immatrikulieren werden, im Glauben, man könne in Heidelberg kein Lehramtsstudium aufnehmen, oder dass es ein heilloses Chaos geben wird und die Studienberater*innen die meiste Zeit damit werden zubringen müssen, den Studierenden dieses "Modell" zu erklären. Wir befürchten, dass das Heidelberger Modell nicht rechtskonform ist, da es unserer Auffassung gegen § 2 Abs. 8 verstößt: "Der Zugang zu einem Masterstudium setzt den Nachweis über den Abschluss eines lehramtsbezogenen Bachelors gemäß § 1 Absatz 4 voraus und umfasst Studienanteile von zwei Fachwissenschaften und ihren Fachdidaktiken, Bildungswissenschaften und schulpraktische Studien sowie den Nachweis über die Teilnahme am Lehrerorientierungstest nach § 60 Absatz 2 Nr. 6 LHG."

Gerade die angeblich polyvalenten Bachelorstudiengänge der PH ("Bildung im Kindesalter", "Bildung im Jugendalter", "Bildung bei Benachteiligung und Behinderung") lassen keine andere Option als den Lehramtsmaster zu, wobei hier sogar der Wechsel zwischen den Schularten erschwert ist. Wir stellen damit auch die Berufsqualifikation dieser Bachelorabschlüsse und vor allem die qualifizierte Ausbildung dieser Berufe an einer lehramtszentrierten Pädagogischen Hochschule in Frage. Die Polyvalenz dient lediglich der Legitimation einer unzureichend durchdachten strukturellen Hochschulreform, da die genannten Bachelorstudiengänge im Großteil der Fälle ausschließlich in lehramtsbezogenen Masterstudiengängen münden können.

Wir bedauern, dass im Universitäts-Bachelor nur je 2 ECTS-Punkte für Fachdidaktik vorgesehen sind. Fachdidaktik lebt davon, dass Unterrichtsentwürfe ausgearbeitet oder Referate gehalten werden. Dies kann jedoch nicht in einer Veranstaltung von 2 ECTS-Punkten unternommen werden. Das Ziel, der Fachdidaktik ein besseres Fundament zu geben, wird somit untergraben. Auch die Verbindung von Fachwissenschaft und Fachdidaktik, die vielleicht einzige gute Idee der Reform, wird so gerade nicht erreicht, da man im Master kaum fachwissenschaftliche Veranstaltungen hat, an die man Fachdidaktik anschließen könnte.

Wir fragen uns, wie die PH mit ihren ohnehin ausgelasteten Kapazitäten in Zukunft Lehramtsstudierende der Universität unterrichten und betreuen soll. Des Weiteren kritisieren wir, dass es keine Gremien mit studentischer Beteiligung in der neuen School of Education geben soll.

 

Gezeichnet:

Henrike Arnold (Uni Heidelberg)

Fabian Kunz (Uni Heidelberg)

Mirko Moll (PH Heidelberg)

Oliver Riotte (PH Heidelberg)

 

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